In diesem Beitrag erzähle ich, was ich beruflich mache und welche Stationen es in meinem Arbeitsleben bereits gab. Und ich verrate, worauf es mir bei meiner Arbeit ankommt.
Aktuell arbeite ich seit April 2019 im Sozialdienst der Wolfsteiner Werkstätten. Damit schließt sich ein Kreis: In dieser Einrichtung habe ich nämlich meine ersten Arbeits-Erfahrungen (abseits vom Bauernhof) gemacht: Zunächst als Ferienjobber, der in der Serienfertigung BMW-Ersatzteile verpackt hat oder in der Wäscherei Bettlaken durch die Mangel geschickt hat.
Der Zivildienst
Eine meiner wichtigsten Stationen war danach allerdings der Zivildienst. Nachdem ich während der Schulzeit eigentlich immer den Wunsch hatte, Maschinenbau zu studieren (bei den Leistungskursen Mathe und Physik irgendwie passend), habe ich in der Förderstätte der Wolfsteiner Werkstätten meine Berufung gefunden. Auch wenn der Umgang mit den mehrfach schwerstbehinderten Menschen anfangs eine Herausforderung für mich war, haben diese 10 Monate den Grundstein für meine berufliche Laufbahn gelegt: Die Arbeit war so abwechslungsreich und ich habe von den Menschen so viel Herzlichkeit und Dankbarkeit zurückbekommen, so dass ich schließlich in Regensburg Soziale Arbeit studiert habe. Deshalb: Danke, lieber Zivildienst. ?
Die Zeit in Waldmünchen
Recht bald habe ich dabei zur Jugendarbeit gefunden: Bereits während des 2. Semesters führte ich für die Katholischen Jugendstellen Dingolfing und Landshut sowie für die Schülerreferate Passau und Regensburg Tage der Orientierung mit Schulklassen durch.
Für mein Praktikum hat es mich dann an die Jugendbildungsstätte Waldmünchen (Jubi) verschlagen. Die kannte ich schon durch die Fortbildung „Aktive Videoarbeit mit Jugendlichen“, die ich während des Grundstudiums besucht hatte. Vor allem der Schwerpunkt „Neue Medien“ hat damals großes Interesse bei mir geweckt, das hatte schließlich mit Technik zu tun. Während der zwei Semester durfte ich deshalb viele Film- oder Radio-Projekte mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen begleiten.
Sehr praktisch: Die Jubi war und ist bei der Durchführung ihrer Seminare mit Schulklassen auf die Unterstützung von Honorarkräften (Teamer*innen) angewiesen. Ich konnte also nach meinem Praktikum weitere, sehr wertvolle Erfahrungen sammeln und zusätzlich etwas Geld nebenbei verdienen. Und das Beste daran: Das Team, in dem ich mich immer sehr wohl gefühlt habe.
Wenn ihr euch nun die Frage stellt: Aber der musste doch studieren? Wie hat er die Zeit für Seminare gefunden? Dann lautet die Antwort: Mir waren die praktischen Erfahrungen damals viel wichtiger als die theoretischen Inhalte der Fachhochschule. Die konnte ich mir auch selber aneignen. Nur durch viel Praxis lernt man aber meiner Meinung nach wirklich, mit Menschen umzugehen.
Durch die gute Zeit an der Jubi war es nur logisch, dass ich auch dort „hängen geblieben“ bin. Ich hatte natürlich Glück, dass ein halbes Jahr nach Abgabe meiner Diplomarbeit ein Bildungsreferent gesucht wurde und ich damit meine erste Traumstelle gefunden hatte. Ich habe anfangs noch viele Seminare selber durchgeführt, wurde im Laufe der Zeit aber vermehrt zum Organisator: Ich habe Konzepte geschrieben, Seminare geplant, Fördergelder beantragt oder Berichte bzw. Verwendungsnachweise verfasst.
Thematisch war ich zunächst mit Berufsorientierung, Training von Schlüsselqualifikationen oder der Stärkung von Klassengemeinschaft beschäftigt. Dann bekam ich den Auftrag, erste Seminare mit Schwerpunkt „Umweltbildung“ zu konzipieren. Dabei sollten aufgrund der „Energieregion Waldmünchen“ der Klimawandel und erneuerbare Energien im Fokus stehen.
Der Schwerpunkt entwickelte sich so gut, dass die Jubi 2013 als Umweltstation anerkannt wurde. Um das Thema noch anschaulicher zu gestalten, war ich mit dem Bau des Energieparks betraut. Er wurde im Herbst 2014 eingeweiht und bietet jetzt ein Experimentierfeld rund um erneuerbare Energien, Klimawandel und Umweltbildung im Allgemeinen – inklusive Zeltlager. Das Projekt war rückblickend eine der größten Herausforderungen bislang, weil hier so viele unterschiedliche Partner beteiligt waren, u.a. Jugendliche, die Technikerschule in Waldmünchen und sogar ein Graffiti-Sprayer. (Hier einer von mehreren Presseberichten)
Ihr merkt schon: Die Episode Waldmünchen ist einen extra Beitrag wert. Während der guten 8 Jahre (Herbst 2007 bis Frühjahr 2016) war ich zwischendurch sogar noch an das Mehrgenerationenhaus Waldmünchen „ausgeliehen“. Als Projektleiter durfte ich von 2008 bis 2012 das Haus mit Leben füllen und Angebote koordinieren, bei denen sich die unterschiedlichen Generationen besser annähern und voneinander lernen konnten. Für mich persönlich besonders positiv: Ich lernte in der Zeit viele Waldmünchner kennen und war dadurch auch in meine damalige Wahlheimat besser eingebunden.
Der Weg zurück nach Freyung
So schön die Zeit in Waldmünchen war: es war immer klar, dass ich irgendwann nach Freyung zurück möchte. Meine tolle Frau Martina, die ich an der Jubi kennengelernt hatte, wollte diesen Schritt Gott sei Dank auch mitgehen und ist jetzt sehr glücklich, Freyungerin zu sein.
Der Schritt wurde durch einen großen Zufall ermöglicht: Der Freyunger Stadtrat wollte bei seiner Klausur in Waldmünchen u.a. die Jubi besichtigen. Mein Chef war für die Hausführung an dem Tag unterwegs und was lag dann näher, als dem Gremium einen gebürtigen Freyunger an die Seite zu stellen? Nach dem Rundgang kam ich mit Bürgermeister Dr. Olaf Heinrich ins Gespräch und erzählte von den Plänen, „in ein paar Jahren“ wieder nach Freyung zu ziehen.
So kam eins zum anderen und ich erhielt von ihm ca. einen Monat später die Stellenanzeige zum Geschäftsführer des Kreisjugendrings Freyung-Grafenau. Davon hätte ich sonst nie erfahren, weil ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht aktiv auf Stellensuche war. Da sich die Anzeige wie eine Beschreibung meiner Person anhörte und für Martina ebenfalls eine Stelle in Aussicht war, haben wir uns beide beworben und konnten gleichzeitig nach Freyung wechseln – ein großer Glücksfall.
Der Kreisjugendring Freyung-Grafenau
Beim KJR konnte ich weiter in der Jugendarbeit tätig sein, allerdings in einem ganz anderen Rahmen: Mein Vorgesetzter war ein ehrenamtlicher Vorstand und auch im Alltag stand das Ehrenamt immer im Vordergrund. In der Rolle als Geschäftsführer habe ich mich nie als „Chef“ gesehen, der sagt wo es lang geht. Ich habe mich immer als Teil eines Netzwerks aus Vorstand, Geschäftsstelle, Betreuerteam, Eltern, teilnehmenden Kindern und Jugendlichen und Kooperationspartnern verstanden.
Dabei habe ich versucht, alle Ideen und Anregungen in die inhaltliche Ausrichtung des KJR einfließen zu lassen. Dadurch sind in meinen Augen neben einem sehr abwechslungsreichen Ferienprogramm auch weitere tolle Projekte für den Landkreis entstanden: Zum Beispiel Veranstaltungen zur politischen Bildung, die Kleidertauschparty oder eine Alpenüberquerung mit Jugendlichen.
Besonders beeindruckt hat mich in meiner Zeit beim KJR das große Engagement des Betreuerteams. Vor so viel Einsatz, Aufgeschlossenheit, Ideenreichtum und v.a. dem freundschaftlichen Umgang untereinander habe ich großen Respekt. Das hat bei mir den Drang geweckt, mich auch noch mehr ehrenamtlich zu engagieren. Seit meinem Abschied vom KJR bin ich deshalb Vorstandsmitglied im Bezirksjugendring Niederbayern, auch um den Kontakt zur Jugendarbeit nicht zu verlieren.
Die Wolfsteiner Werkstätten
Bei der Rückkehr zu meinen beruflichen Wurzeln hat das Glück erneut eine Rolle gespielt: Der Leiter des Sozialdienstes war bereits während meines Zivildienstes einer der Gruppenleiter in der Förderstätte. Wir sind uns später im Rahmen des Inklunet Freyung-Grafenau, in dem ich den KJR vertreten durfte, wieder begegnet und so habe ich Ende 2018 von der freien Stelle im Sozialdienst erfahren.
Seit April 2019 bin ich dort nun u.a. für Krisenintervention, Konfliktlösung, Beratung der Mitarbeiter*innen mit Behinderung und deren Angehörigen oder die Beratung und Begleitung des Gruppenpersonals zuständig. Im Alltag bedeutet das konkret: Ich höre mir Probleme der Menschen (mit und ohne Behinderung) an und versuche, gemeinsam mit ihnen eine Lösung zu finden.
Nachdem der Sozialdienst-Leiter eine neue berufliche Herausforderung gefunden und sich deshalb Ende 2019 verabschiedet hat, darf ich diese Stelle seit Januar 2020 übernehmen. Ich freue mich auf diese verantwortungsvolle Aufgabe und die Herausforderungen, die mich erwarten.
Fazit: Worauf kommt es mir im Beruf an?
Natürlich ist mir meine Aufgabe und Tätigkeit sehr wichtig: Ich möchte gefordert werden und einen abwechslungsreichen Alltag vorfinden. Viel entscheidender sind für mich aber die Menschen, mit denen ich zu tun habe. Dabei hatte ich bei meinen bisherigen Stationen sehr viel Glück: Die Zusammenarbeit war immer sehr familiär, aus Kolleg*innen wurden Freunde. Viele tolle Menschen haben mich auf meinem bisherigen beruflichen Weg begleitet und auch im jetzigen Team fühle ich mich unglaublich wohl.
Andere mit einzubeziehen ist für mich von großer Bedeutung. Ihre Meinungen, Ideen, Anregungen und Kritik sind mir sehr wichtig, weil nur dadurch Fortschritt möglich ist. Mit dieser Herangehensweise habe ich sowohl bei Projekten mit Jugendlichen als auch bei Leitungsaufgaben bislang nur positive Erfahrungen gemacht. Ich bin mir sicher, dass ich diese Erfahrungen auch als Mitglied im Freyunger Stadtrat nutzen kann.
Ihr habt noch Fragen oder wisst die ein oder andere Anekdote, weil ihr mit mir schon zusammengearbeitet habt? Dann schreibt’s in die Kommentare!